Mit dem 1. Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Advent, das heißt Ankunft: die Adventszeit ist eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu in dieser Welt, eine Zeit der Vorfreude und der gespannten Erwartung: „Macht hoch, die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit!“
„…erst eins, dann zwei, dann drei dann vier…“, der Adventskranz mit seinen vier Kerzen ist aus der Adventszeit nicht wegzudenken. Dabei ist der ursprünglich evangelische Brauch noch gar nicht so alt: 1839 erfand ihn der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808–1881) – eigentlich als eine Art Adventskalender. Im Betsaal des “Rauhen Hauses“ für bedürftige Kinder in Hamburg ließ er zum ersten Mal einen Kranz aus einem alten Wagenrad mit 24 Kerzen aufhängen: 20 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten, vier dicke weiße für die Sonntage.
Das tägliche Anzünden der Kerzen bei Weihnachtsliedern und -geschichten sollte den Kindern das Warten auf Weihnachten verkürzen. Der runde Kranz aus Tannengrün, den wir heute in unsere Zimmer stellen, versinnbildlicht Harmonie, Ganzheit und Unendlichkeit. Das Grün der Zweige ist ein Zeichen für Hoffnung und Erwartung. Die vier Kerzen weisen auf das Licht hin, das Christus in die Welt gebracht hat: Finsternis und Tod haben nicht das letzte Wort. Den Adventskalender, wie wir ihn heute kennen, gibt es erst seit einem guten Jahrhundert: 1903 brachte ein evangelischer Verleger aus München den ersten gedruckten „Türchenkalender“ heraus. Den Kindern so das Warten auf Weihnachten zu erleichtern, später zu versüßen, gewann schnell an Beliebtheit. Heute gibt es Adventskalender in allen erdenklichen Formen und Gestalten.
„Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“. Diese gewaltige Vision aus dem letzten Buch der Bibel prägt den letzten Sonntag des Kirchenjahres. Der Blick geht hinaus über die Zeit hin zu Gottes Ewigkeit.
Ein neuer Himmel und eine neue Erde, Gott, der mitten unter den Menschen wohnt – in den schönsten Bildern beschreibt die Bibel das Ende der Zeit. Eine Utopie? Ja, aber wer sie glaubt, wird selig. Denn sie hat schon jetzt verändernde Kraft. Die Verheißung dieser neuen Zeit lässt uns heute schon ausschauen nach ihr, wie die Jungfrauen nach dem Bräutigam, der das Fest eröffnet. In der Hoffnung darauf, dass Gott wahr macht, was er verspricht – auch gegen das Leid und den Tod – gedenken viele Gemeinden am Ewigkeitssonntag ihrer Verstorbenen des letzten Jahres.
Am 31. Oktober wird der Gedenktag der Reformation gefeiert. Er erinnert daran, dass Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen, eine kritische Auseinandersetzung mit der Bußtheologie der Kirche, an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen haben soll. Damit war die Reformation eingeleitet. „So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben“ ist ein biblischer Kernsatz der Reformation lutherischer Prägung.
Am 31. Oktober besinnen sich evangelische Christen auf ihre Herkunft: Am Reformationstag feiern sie Bekenntnis- und Geburtstag der evangelischen Kirche zugleich.
An die Geschichte des hartnäckigen Mönchs Martin Luther, der1517 seine 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche anschlägt und damit ganz Europa in Aufruhr versetzt, erinnert dieser Tag – und an andere Reformatoren wie Philipp Melanchthon, Huldrych Zwingli und Jean Calvin. Sie waren keine Heilige, aber Menschen, die mit ihrer Standhaftigkeit, ihren brennenden Fragen nach Gott und ihrem mutigen Einstehen für ihren Glauben die Kirche tief geprägt haben. So ruft der Reformationstag gleichzeitig zum freien und furchtlosen Bekenntnis, er erinnert an die Traditionen, auf die sich das evangelische Bekenntnis gründet, aber er fragt auch nach gegenwärtigen Missständen und nach der Kirche, die sich immer wieder reformieren muss.
Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn! Am Erntedankfest ist die Kirche festlich geschmückt mit Obst und Gemüse, mit Kornähren und Sonnenblumen. Traditionell steht der Dank für die Ernte im Mittelpunkt – und dazu Dank für alles, was gelungen ist. Das Erntedankfest erinnert daran: Was wirklich wichtig ist im Leben, können wir nur empfangen.
Der Riesenkürbis und die volle Ähre, die Honigwabe und das Brot – im reich geschmückten Erntealtar kommen Fülle der Natur und Früchte der Arbeit recht zur Geltung.
Doch wir ernten mehr: Nahrung und Kleidung, jedes Wachsen und Gedeihen in Partnerschaft und Familie, große und kleine Erfolge im Beruf – da ist so viel, wofür wir danken können. Das Erntedankfest gibt der Dankbarkeit Raum und wendet sie hin zu Gott. Wer dankt, sieht nichts als selbstverständlich an und weiß sich von Gott reich beschenkt. Ängstliches Sammeln und übermäßiges Sorgen ist ihm fremd. Gottes Großzügigkeit steckt an. So lenkt der Sonntag den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und ruft zum verantwortungsvollen Teilen von Besitz und Ressourcen auf. Wer so geben kann, dessen Quellen werden nie versiegen.
In vielen Kirchengemeinden sind heute die Altäre festlich geschmückt: mit Obst und Gemüse, in ländlichen Gemeinden auch mit einer Erntekrone, die traditionell aus den vier Getreidesorten Roggen, Weizen, Hafer und Gerste gebunden wird.
In städtischen Gebieten wird der Schmuck manchmal durch Handwerkserzeugnisse ergänzt – auch sie sind Früchte der Arbeit. Bereits aus dem Mittelalter stammt die Tradition, dass die Gaben des Erntealtars bedürftigen Mitbürgern zugute kommen: Sie werden an Obdachlosenheime oder Tafeln gespendet. Aus Oberfranken stammt der Brauch des „Gott-sei-Dank-Brots“. Hier gestalten die Kirchengemeinden am Erntedankfest Gottesdienste und Aktionen zusammen mit den örtlichen Bäckereien. Wofür habe ich zu danken? Was durfte bei mirim vergangenen Jahr wachsen und reifen? Das Erntedankfest bietet Gelegenheit, darüber nachzudenken.
Am Sonntag nach Pfingsten feiern Christen den Tag der Heiligen Dreifaltigkeit, womit die Wesenseinheit von Gottvater, Sohn Jesus Christus und Heiligem Geist bezeichnet wird. Der Begriff „Trinitatis“ vereint das Zahlwort trinitas mit unitas, d.h. Einheit.
Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, der eine Gott in drei Personen - viele tun sich damit schwer. Drei in einem - wie soll das gehen?
Am Sonntag Trinitatis feiern Christen das Fest der Dreieinigkeit Gottes - einer theologischen Idee, die schwierig ist und doch viel über das Wesen Gottes aussagt. Gott ist umfassender, als ein Mensch begreifen kann. Aber er lässt sich auf eine Geschichte mit den Menschen ein und offenbart ihnen mit der Zeit immer mehr von sich: Als Vater erwählt sich Gott ein Volk, als Sohn nimmt er sich des Schicksals aller Menschen an, bezieht schließlich in jedem einzelnen Wohnung: als Begeisterung, als Tröster und als Liebeskraft. Gott ist reine Beziehung. Niemand ist von seiner Gegenwart ausgeschlossen. Gott kann und will nicht für sich sein. Ein Ausdruck dafür ist seine Dreieinigkeit.
Pfingsten (griech.: pentecoste - 50. Tag nach Ostern) ist das Fest der "Ausgießung des Heiligen Geistes" an die Jünger Jesu. An diesem Tag feiern wir auch die "Geburt der Kirche. Die liturgische Farbe des Pfingstfestes ist Rot, die Farbe des Feuers des Heiligen Geistes.
Die Erzählung dieses Tages stammt aus der Apostelgeschichte: Ein Brausen in der Luft und Feuerzungen zeigen das Kommen des Geistes an, tausende lassen sich taufen. Die Ausgießung des Heligen Geistes und der daraus resultierende „Geburtstag der Kirche“:(„Dies ist der Tag, an dem wir gerufen werden, deine Kirche zu sein“) geben diesem Tag seinen Rang im Kirchenjahr.
Dass ich andere nicht verstehe, das erlebe ich so oft: in fremden Ländern, bei Fachgesprächen oder wenn ich an anderen vorbeirede. Das Gegenteil geschieht an Pfingsten.
Jünger, die gerade noch mutlos waren, überkommt eine große Kraft, wie ein Sturmwind. Bewegt vom Heiligen Geist sprechen sie von Jesus Christus, und das Wunder geschieht: Jeder kann sie in seiner eigenen Sprache verstehen. Viele lassen sich taufen: Die Kirche ist geboren. Pfingsten lädt ein, darüber nachzudenken, welche Sprache wir sprechen: die Sprache der Angst oder die der Liebe. Der Pfingstgeist hält Jesus unter uns lebendig. Es ist ein Geist, der Menschen verbindet und nicht trennt, der befreit und nicht einengt, ein Geist, der uns die Augen öffnet für Unrecht und uns den Mund auftut für die Wahrheit.
Am Pfingstmontag hören wir von den vielfältigen Gaben, die Gott durch seinen Geist den einzelnen Glieder der Gemeinde gegeben hat. so verschieden diese Gaben auch sind, werden die einzelnen Glieder doch durch den Geist zusammengefügt zu einem Leib, in dem alle einander dienen.
Die eine kann gut lesen und der andere hat einen guten Geschmack. Diese kann gut zuhören und jener hat einen wachen, kritischen Verstand. So bunt und vielfältig wie die Menschen sind die Begabungen in den christlichen Gemeinden.
Die praktischen Auswirkungen des Heiligen Geistes hat der Pfingstmontag im Blick. Da ist Petrus, der, bewegt von Gottes Geist, erkennt, dass Jesus der Messias ist. Da sind jene, die ihre Erfahrungen mit Gott weitergeben, und andere, die die Zeichen der Zeit erkennen. Alle Gaben aber vereint ein Geist: die Kraft, die von Jesus Christus ausgeht und die der Liebe und dem Aufbau der Gemeinde dient.
Ostern ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit. Nach der Passionszeit feiern Christen die Auferstehung Jesu Christi und den Sieg des Lebens über den Tod. Auch alte Frühlingsbräuche und Symbole, wie Osterhasen und Ostreier, stehen für das wiedererwachte Leben. Die Gottesdienste am Ostersonntag und Ostermontag werden mit viel Gesang und Kerzenlicht gefeiert. Oft gibt es ein gemeinsames Osterfrühstück.
Ostern, das ist das Fest purer Freude. Einer Freude, die deswegen so rein ist, weil sie die Tiefen kennt und sie doch bezwungen weiß.
Die erste Liebe oder die Geburt eines Kindes, Rettung aus höchster Gefahr - es gibt Ereignisse, die erfüllen uns mit unaussprechlicher, tiefer Freude. Singen möchte man und jubeln, oder man bekommt kein Wort heraus vor lauter Glück. Ostern ist das Urdatum der Kirche. Die drei Frauen am Grab, die Jünger, denen der Auferstandene erscheint, und Maria Magdalena, sie können nach dem ersten Schrecken nicht schweigen: Jesus lebt! Die Liebe hat den Tod bezwungen. Er hat die letzte Macht über uns verloren. Wer gegen allen Augenschein in diesem Vertrauen lebt, der kann freier handeln, der wird aufstehen gegen alles, was das Leben bedroht. "Tod, wo ist dein Stachel?", fragt der Apostel Paulus zurecht.
Der Ostermontag stellt das Geschehen unmittelbar nach der Auferstehung in den Mittelpunkt: die Reaktionen der Jünger und die ersten Erscheinungen Jesu sind zentrale Motive und deuten bereits auf das hin, was aus der Auferstehung folgen wird.
Manchmal sehe ich das Offensichtliche nicht. Die Lösung, die zum Greifen nah ist, einen Menschen, der Hilfe bringt. Da müssen mir erst die Augen aufgehen. Auch für die Gegenwart Jesu sind wir oft blind, das zeigt der Ostermontag.
Meilenweit wandern zwei Jünger neben dem Auferstandenen nach Emmaus, bevor sie ihn erkennen. Erst als er das Brot mit ihnen bricht, gehen ihnen die Augen auf. Es ist so viel leichter, an den Tod zu glauben, als an das Leben, auch heute noch. Doch mit Jesu Auferstehung ist jedem Einzelnen das Leben verheißen, auch nach dem Sterben. Die alttestamentliche Vision von Gott, der den Tod zerstört - in Jesus wird sie Wirklichkeit. Wer daran glaubt, für den gibt es keine Hoffnungslosigkeit.
Am Karfreitag hören wir, wie der Sohn Gottes gekreuzigt wurde. An diesem Tag verlöschen die Kerzen, die bis dahin Zeichen für das lebendige Licht, das Jesus Christus selbst ist, gewesen sind, um erst in der Osternacht wieder am Osterlicht entzündet zu werden.
Die liturgische Farbe des Karfreitags und Karsamstags ist schwarz als Farbe des Todes und der Trauer, dem entspricht die vollkommene Schmucklosigkeit des Altars.
Gehorsam bis zum Tod: Der Leitvers zum Eingangspsalm (Philipper 2,8 oder 2,10.8b) steht zusammen mit Psalm 22, den Jesus nach biblischer Überlieferung in seiner Todesstunde gebetet hat, wie eine große Überschrift über den Texten dieses Tages. Als Evangelium wird ein Auszug aus der Passionsgeschichte gelesen.
Wer kann ermessen, wie tief menschliches Leid geht? Hilflos und voller Furcht stehen wir davor. "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" Wer so schreit, fühlt sich ganz allein. Doch Gott weicht dem tiefsten menschlichen Leid nicht aus, davon berichtet der Karfreitag.
Er begegnet ihm auf unbegreifliche Art: In Jesus begibt Gott sich selbst kompromisslos in die Nacht hinein. Er wird von Freunden verraten, verspottet, gefoltert und schließlich am Kreuz hingerichtet. Die ersten Christen bekannten: Jesus ist für unsere Sünden gestorben. Nichts, was wir tun, kann so schlimm sein, dass wir verloren gehen. Aber heute haben immer mehr Menschen Schwierigkeiten damit: Braucht Gott ein Opfer zur Sühne? Er braucht es nicht, aber er ist den Menschen im Leiden ganz nah. Keine Schranken soll es geben zwischen ihm und uns. Zeichen dafür ist das Kreuz, das Himmel und Erde verbindet.
Der Gründonnerstag ist besonders durch das Gedenken an die Einsetzung des heiligen Abendmahls geprägt. Die liturgische Farbe des Gründonnerstag ist Weiß. Dies erklärt sich daraus, dass die Kirche an diesem Tag zurückblickt auf die Geburt des Herrn.
Solches tut zu meinem Gedächtnis: „In der Nacht, da er verraten ward“ (1 Kor 11,23) erinnert daran, dass das Christentum als eine Mahl- und Tischgemeinschaft entstanden ist. Dem sind dieser Sonntag und seine liturgische Gestalt gewidmet.
Wann habe ich ihn zum letzten Mal gesehen? Welche Worte wurden gesprochen und was wurde verziehen? Wie wichtig werden diese Fragen, wenn ein geliebter Mensch stirbt.
Wohl denen, die Abschied nehmen durften oder gar ein letztes Wort mitbekamen. Sie behalten es ein Leben lang. Vom letzten Vermächtnis Jesu berichtet der Gründonnerstag. Jesus nimmt sich viel Zeit zum Verabschieden, macht den Jüngern Mut, wäscht ihnen die Füße und gibt ihnen Worte und Zeichen für die Zeit ohne ihn. Und das Vermächtnis lebt. Noch heute bekennen Christen: Im Abendmahl ist Jesus ganz nah, auch nach 2000 Jahren noch. Er gibt uns an seinem neuen Leben Anteil. Ihn ehren wir, wenn wir einträchtig und ohne Trennungen das Brot brechen und den Wein teilen.
Jesu Einzug in Jerusalem auf einem Eselfohlen ist ein Bild, das in seiner Widersprüchlichkeit - der Eselskönig - auf das Kommende hindeutet. Das Christuslied im Philipper-Brief deutet den „Königsweg“ Jesu als einen, der durch die tiefste Erniedrigung zur Verherrlichung führ – .“und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.“
Es gibt Momente, in denen ist nichts, wie es scheint. Ein fröhliches Gesicht versteckt tiefe Trauer, wer Härte zeigt, kann auch barmherzig sein, und hinter einer scheinbar so düsteren Zukunft verbirgt sich eine neue Chance.
Grenzmomente sind das, unsicher und vage. Erst im Nachhinein deute ich die Zeichen richtig. Der Palmsonntag führt in eine solche Grenzzeit hinein: Die Hände, die eben noch Palmzweige schwingen, sind fast schon zu Fäusten geballt. Das "Hosianna" wird zum gellenden "Kreuzige"-Ruf, fröhliche Gesichter erstarren zu Fratzen. Und doch ist es Jesu Tod am Kreuz, der den Menschen Leben bringt. Sein Weg ins Dunkel war ein Weg ins Licht, heute bekennen wir das. Im Geschlagenen, im Verachteten war Gott ganz nah. Nur wenige erkannten das, wie die Frau, die den Todgeweihten wie einen König salbte.
Nachdem er lange Zeit ausschließlich in der römisch-katholischen Kirche gefeiert wurde, gewinnt der Aschermittwoch für die evangelischen Kirchen zunehmend Bedeutung als Beginn einer Zeit der bewussten Enthaltsamkeit. So wird der Tag auch in evangelischen Gemeinden wieder begangen. Vorschläge zur gottesdienstlichen Gestaltung bietet z. B. die Agende "Passion und Ostern" der VELKD an.
Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit, eine Zeit, in der wir zur Buße gerufen werden. Wir sollen umkehren, und dies geschieht nicht nur äußerlich; auch unser Herz bewegt und verändert sich. Die Hinwendung zu Gott macht uns zu einer echten Liebe zu unseren Mitmenschen fähig.
Ein Aschenkreuz auf der Stirn - das erlebt man unter Evangelischen selten. Und trotzdem leitet auch in den lutherischen Kirchen der Aschermittwoch die Passionszeit ein, eine Zeit der Einkehr und der Besinnung auf das Leiden Jesu Christi.
In wenigen Gemeinden findet an diesem Tag ein Gottesdienst statt, der auf die Passions- und Fastenzeit einstimmt. Er ruft zu einem Fasten auf, das nach Gottes Willen ist, das leise und beharrlich nach einem Leben fragt, das Gott gefällt. Dass Verzicht zum Wesentlichen führen kann, erfahren diejenigen, die in der Passionszeit lieb gewordene Gewohnheiten aufgeben. Die bundesweite Fastenaktion der Evangelischen Kirche "7 Wochen Ohne", die am Aschermittwoch offiziell eröffnet wird, ermuntert dazu, in der Passionszeit bewusster zu leben.
Epiphanias oder „Erscheinung Jesu“ ist das Fest, das die Bedeutung des Christfestes weiter vertieft: an Epiphanias findet das Gedenken an die Weisen aus dem Morgenland genauso statt wie die Erinnerung an die Taufe Jesu.
Am Epiphanias-Fest hören wir das Evangelium von den Weisen aus dem Morgenland. Sie kommen als Heiden, um den neugeborenen König der Juden, den Christus, zu sehen. Darin wird uns zeichenhaft die Bedeutung Jesu für die ganze Welt, für alle Völker, deutlich. In ihm schauen wir die Herrlichkeit Gottes und haben Grund, in dieser Welt, die noch in der Dunkelheit liegt, zu hoffen und uns zu freuen an dem Geheimnis, das uns in Jesus Christus offenbart ist.
Das Fest der Erscheinung (griech. Epiphanias) feiert die Strahlkraft der Geburt des göttlichen Kindes - weit über die Grenzen von Bethlehem hinaus. Bild dafür ist der helle Stern, der drei weise Männer aus dem Orient an die Krippe führte. Sie erkannten das Licht, das mit Jesus über der Dunkelheit der Welt aufging. Wer den Schein, der von diesem Kind ausgeht, nicht übersieht, der wird selbst zum Lichtträger. Der kann die Botschaft nicht für sich behalten, sondern ist so erfüllt von Gottes Liebe, dass er von innen leuchtet.
Am Neujahrstag denken wir besonders daran, dass all unser Tun nicht durch unser Wollen bestimmt ist, sondern durch Gottes handeln an und mit uns. Aber er ist es auch, auf den wir uns ganz und gar verlassen können, der uns befähigt, nach seinem Willen zu handeln, und der uns bewahrt, wenn wir seinen Worten Vertrauen schenken.
Weniger rauchen oder mehr schlafen, ein Stellenwechsel oder weniger Gewicht auf der Waage - vielfältig sind die Vorsätze für das neue Jahr.
Noch ist es jung, liegt vor uns, wie ein unbeschriebenes Blatt. Doch wie schnell reißen alte Unsitten ein. Wir können planen, aber wir haben unsere Zukunft nicht in der Hand, das zeigt der Gottesdienst am Neujahrstag. Dennoch macht er Mut zum Aufbruch. Unser Wollen, Tun und Planen liegt in Gottes Macht. Wer ihm seinen Weg anvertraut, den wird er leiten. Mit Gottes Schutz und seiner Hilfe können wir den Weg ins neue Jahr getrost wagen.
In die Weihnachtswoche fällt der Jahreswechsel, der einen Kontrast zum Lärm des Alttags und dessen hektischer Betriebsamkeit bildet. Er bringt ein Moment der Besinnung und des Innehaltens in die Weihnachtszeit ein: „Du tröstest uns, Gott, und du forderst uns heraus ... Über Verlorenes und Zerbrochenes dürfen wir vor dir trauern, für Gutes und Schönes dir danken.“
"Schon wieder ein Jahr vorbei." Es ist erschreckend, wie die Zeit vergeht. Der Jahreswechsel macht das immer wieder neu bewusst. Er ist eine Chance zum Innehalten und zur Rückschau.
Was ist in diesem Jahr gelungen? Was missglückt? Wem bin ich etwas schuldig geblieben? Für vieles kann ich danken, manches noch zurechtbiegen, einige Sorgen ablegen. Anderes schleppe ich mit. Doch ich wurde behütet in diesem Jahr. Gott sei Dank. Der Gottesdienst zum Altjahresabend stellt meine Bilanz unter die große Zusage Gottes: Im alten, wie im neuen Jahr wird Gott uns begleiten, wird Orientierung geben wie die Feuersäule in der Wüste, wird gegen alle Widerstände auf unserer Seite stehen. Meine Welt mag sich ändern. Doch Jesus Christus bleibt der Gleiche: gestern, heute und in Ewigkeit. Sein Versprechen gilt. Es lohnt sich, mit ihm zu rechnen; auch im neuen Jahr.
Christen in aller Welt feiern an Weihnachten die Geburt von Jesus. Nach der biblischen Weihnachtsgeschichte kam er in einem Stall in Bethlehem zur Welt. Ein heller Stern leuchtete über der Stadt, als Zeichen, dass ein besonderes Kind geboren ist. Nach christlichem Glauben ist Gott als Mensch zur Welt gekommen in diesem Kind. Zum Weihnachtsfest gehören der Heiligabend am 24. Dezember und zwei Weihnachtsfeiertage. In der Kirche wird Weihnachten mit vielen Gottesdiensten gefeiert. Zum beliebten Familienfest schmücken viele ihr Zuhause mit Kerzen, einem Tannenbaum oder einer Weihnachtskrippe. Und es gibt Geschenke – weil auch die Weisen aus dem Morgenland, die dem Weihnachtsstern gefolgt waren, Jesus beschenkt haben.
Die Weihnachtsbotschaft im Wortlaut
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. (Jesaja 9, 5-6)
Es ist wieder Weihnachten: Vertraute Klänge, vertraute Düfte, vertraute Menschen. Festlich geschmückt glänzen die Straßen und die Häuser. In den Kirchen hören Menschen die Botschaft „Fürchtet euch nicht!“ und singen „Welt ging verloren, Christ ward geboren“. Und kaum verklingen die letzten Töne, drängen aufgeregte Kinder darauf, dass endlich die Türen und die Päckchen geöffnet werden.
Ja, es ist ein Sehnsuchtsbild, dieses Bild von Weihnachten: Ausdruck der Sehnsucht nach Heimat, nach Frieden. In diese Weihnachtssehnsucht tauche ich gerne ein, weil sie von dem Geheimnis erzählt, dass das Leben mehr birgt, als wir sehen und verstehen können. In dieser Zeit, in der es in der Welt gar nicht weihnachtlich zugeht, in der manche Sicherheit ins Wanken gerät, erzählen die weihnachtlichen Sehnsuchtsbilder von einer anderen Wirklichkeit. Von der Wirklichkeit Gottes, die sich dem Dunkel aussetzt und hineinstrahlt in unsere Welt.
Das Dunkel in der Welt hat viele Schattierungen: in unserem Land, in dem wir in Frieden und Fülle leben, gibt es dennoch Menschen, denen es am Nötigsten fehlt. Es gibt Menschen, die Angst haben, dass sie zu kurz kommen oder dass ihnen etwas genommen wird. Populistische Parolen, antisemitische Hetze werden nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand gesagt. Fragil ist der Frieden in der Welt dort, wo er mühsam errungen wurde. Auf einer Begegnungsreise mit Mitgliedern des Lutherischen Weltbundes nach Israel-Palästina im November konnten wir erleben, wie die Zeit der Okkupation auf den Menschen lastet, die Seelen deformiert, die Freiheit einschränkt; wie Grenzkontrollen die Menschen entwürdigen und wie dies alles neue Gewalt verursacht. Auch im Blick auf die neuen Machtspiele zwischen politischen Kräften weltweit, im Blick auf die deutlich sichtbaren Folgen des Klimawandels müssen wir sagen: Es brennt an vielen Orten. Wir brauchen einen, der die Feuer dieser Welt löscht. Mehr noch: wir brauchen einen, der uns lehrt, das Zündeln zu lassen!
In diese Welt hinein kommt das Kind, kommt Gott selbst, der allen Menschen ihre Würde schenkt. Er hat uns geschaffen als seine Ebenbilder. Nicht zuallererst als Christen oder Juden oder Muslime; nicht zuerst als Männer oder Frauen; nicht zuerst als Schwarze oder Weiße, sondern in alldem als Ebenbilder Gottes: gewollt und geliebt. Uns allen gilt die Botschaft der Weihnachtsgeschichte: Fürchtet euch nicht! Damit wir aufbrechen wie die Hirten und sehen, wovon die Engel singen: Einer kommt in dieser Welt, sanft und stark. Gott wird Mensch und verändert die oft bittere Realität der Welt: Nichts muss bleiben, wie es ist! Fürchtet euch nicht! Lasst euch anstrahlen von seinem Licht, das die Gewissheit entzündet und den Mut entfacht, der Verheißung zu glauben: Friede wird sein, Friede ohne Ende.
Wenn dieses Jahr zu Ende geht, blicken wir zurück auf das Jubiläumsjahr der Reformation. Zahlreiche Begegnungen in unserem Land und weltweit, übervolle Gottesdienste am Reformationstag, versöhnende Gesten, überraschende Formate haben gezeigt: Das Jahr hat zu einer breiten Wahrnehmung des Glaubens in der Öffentlichkeit geführt. Menschen sind wieder neu mit der befreienden und stärkenden Kraft des Evangeliums in Berührung gekommen. Wenn wir eines gelernt haben aus diesem Jahr, dann dieses: Denken wir nicht zu klein von uns! Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das Kind in der Krippe hat die Kraft, diese Welt zu verändern. Lassen wir uns also anstrahlen von Seinem Licht, damit wir es ausstrahlen in die Welt.
Gesegnete Weihnachten!
Für evangelische Christen beginnt die Feier des Weihnachtsfestes in der Regel mit der Christvesper am Heiligen Abend. Im Mittelpunkt steht die Geburtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium. Für viele Menschen ist die Christvesper am Heiligen Abend der Weihnachtsgottesdienst schlechthin.
In der Christvesper denken wir an die Geburt des Herrn, und wir danken Gott für alles, was er durch seinen Sohn Jesus Christus für uns bewirkt hat.
Die Geschichte von Maria und Josef und dem Kind in der Krippe - jedes Jahr berührt sie uns neu: unsere Sehnsucht nach einer heilen Welt, nach allumfassender Liebe, nach einem Gott, der keine Angst macht, nach Licht in der Dunkelheit - wenigstens am Heiligen Abend.
Im Krippenspiel, in der Lesung des Weihnachtsevangeliums und in den leuchtenden Augen der Kinder wird etwas spürbar von der Liebe, die Gott den Menschen schenkt: "Ein Kind ist uns geboren", ein hilfloses Kind, das der Welt Rettung und Hilfe bringt. Es ist ganz arm und soll uns reich machen. Es kommt in die Dunkelheit und bringt Licht.
Das Christfest I (1. Weihnachtstag) ist der eigentliche Geburtstag Jesu, ist jedoch völlig hinter dem Heiligen Abend zurückgetreten. Der erste Christtag ist der Festtag, an dem wir Gott dafür danken, dass er durch das Opfer seines geliebten Sohnes uns als seine Kinder angenommen und erlöst hat.
Er begegnet uns auf Augenhöhe, davon spricht der erste Weihnachtsfeiertag. Die Hirten erfahren es als erstes: In dem kleinen, hilflosen Kind zeigt sich ein Gott, vor dem sie sich nicht zu schämen brauchen. Sie müssen nicht zu Gott empor steigen, er kommt zu ihnen herab. Ja, noch viel mehr: In diesem Kind macht Gott alle Menschen zu seinen Söhnen und Töchtern, zu Erben seiner Verheißung. Und Weihnachten ist nur der Anfang. Wer sich wie die Hirten auf den Weg zur Krippe macht, wird verändert zurückkommen: bewegt und berührt von der Menschenliebe Gottes.