So langsam kommen immer öfter heiße Tage. Wir haben Sommer. Die Sonne brennt im Gesicht, macht unsere Haut braun. Und gerade dann, wenn die Arbeit nicht weniger wird und die Zeit bis zum Sommerurlaub noch so lange hin ist, wächst die Sehnsucht nach Abkühlung.
Wenn es heiß ist, tut es gut, sich mit einer ordentlichen Portion Eis abzukühlen. Es tut gut, sich abzulenken von den Sorgen und dem Stress der vergangenen Wochen. Gerade dann, wenn man innerlich das Gefühl hat – nicht nur wegen der steigenden Temperaturen draußen – zu überhitzen, braucht es eine Abkühlung: Eis, gekühlte Getränke, ein Sprung ins kühle Nass, und und und.
Auch im Monatsspruch für den Monat Juli drückt sich diese Sehnsucht aus.
„Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,3)
Manchmal fühlt man sich durch all den Stress gelähmt. Manch einfache Kleinigkeiten kommen einem groß und unmöglich schaffbar vor. Die Hitze scheint einen zu erdrücken. Erleichterung geht da kaum von heute auf morgen.
Die Worte des Psalmes versprechen das auch nicht. Vielmehr drücken sie genau diese Sehnsucht aus. Der Psalmbeter weiß, was ihm fehlt. Er weiß, was ihm helfen kann. Und ich bin davon überzeugt, dass, auch wenn er noch immer durstig ist und sein Durst noch nicht gestillt ist, die Vorfreude darauf ihm neue Kraft schenkt. Er setzt seine Hoffnung darauf, dass der lebendige Gott nach seiner Seele sieht.
Und er weiß, Gott wird seinen Durst stillen, dann wenn es so weit ist.
Die Hoffnung darauf bleibt lebendig in den kleinen Momenten des Lebens, die Zuversicht schenken: die Portion Eis unterm Sonnenschein, das kühle Getränk auf der Bank im Schatten, der Sprung ins kühle Nass nach einem anstrengenden Tag im überhitzten Büro.
Dinge, die zwar nicht die Welt verändern, die aber im Kleinen abkühlen und wieder neu denken lassen.
Genießen Sie die schönen Sonnenmomente und ziehen Sie daraus Kraft für andere Zeiten!
Herzlichst,
Pfarrerin Eva Mähnert
Nächstenliebe – ein großer Begriff, um den man im christlichen Glauben so gar nicht drumherum kommt. Ohne Nächstenliebe steht fast alles andere in Frage. Manche üben Nächstenliebe in einem Ausmaß, das es seinesgleichen sucht. Sie geben sich sogar für andere hin. Sie denken nicht mehr an das, was für sie selbst wichtig ist. Entscheidend ist, dass es den anderen gut geht. Koste es, was es wolle. Sie kümmern sich um andere aufopferungsvoll. Sie stellen ihre eigenen Wünsche und Ziele hinten an, um die anderer zu erfüllen. Sie drücken immer wieder ein oder sogar beide Augen zu, wenn es für andere dadurch leichter wird, wenn sie anderen damit einen Gefallen tun können.
Eines wird dabei aber gern vergessen. Es heißt: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“ Und dahinter steht etwas – wie ich finde – Entscheidendes. Es ist wichtig auch auf sich selbst zu hören. Wir können andere, den Nächsten, nur lieben, wenn wir uns selbst lieben. Dazu gehört auch, auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse Rücksicht nehmen und ihnen nachgehen. Wir können unseren Nächsten nur ehrlich lieben, wenn wir uns dessen bewusstmachen, was wir selbst brauchen. Was ist es noch wert, wenn wir immer alles für andere tun? Was hat das am Ende noch mit NächstenLIEBE zu tun? Oder ist vielleicht auch das dann nur noch „Dienst nach Vorschrift“ am anderen? Wenn wir etwas für den Nächsten nur tun, weil es sich so gehört, weil wir ihm damit etwas rechtmachen. Dann hat das nicht zwingend etwas mit Liebe zu tun. Dann kommt das noch lange nicht von Herzen.
Und ich finde: Zu Nächstenliebe gehört Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit. Alles andere ist nur Fassade. Und für Aufrichtigkeit muss ich zuerst mal darauf hören, was ich brauche, was mir wichtig ist. Und nur dann kann ich mich auch ehrlich für das einsetzen, was anderen wichtig ist. Nur dann wird Nächstenliebe wirklich echt.
Eine gesegnete Woche und alles Gute!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Wie viele Sprachen spricht Gott? Wie viele versteht er? Wie ist das mit Menschen, die gar nicht sprechen können? Weil sie stumm sind? Weil sie es sich vielleicht nicht oder nicht mehr trauen? Weil sie vor Weinen keine Stimme mehr haben?
Ist Verstehen nicht so viel mehr als alles, was wir mit Worten sagen können. Gehört nicht viel mehr dazu? Das, was in unseren Blicken liegt. Wie wir uns bewegen. Wie unsere Körperhaltung ist. Wie unsere Augen leuchten – oder gerade nicht. Welchen Gesichtsausdruck wir machen. Was zwischen den Zeilen steht, wenn wir etwas sagen. Oder schreiben.
Wenn wir zu jemandem sagen: „Du verstehst mich“, meint das wohl selten nur: Du hast meine Worte gehört. Vielmehr ist das ein Mensch, von dem wir uns wirklich verstanden fühlen. Einer, der unsere ganz eigene Sprache versteht. Nicht nur die Sprache des Landes, in dem wir leben. Einer, der uns versteht. Und nicht die grammatikalische Richtigkeit.
Im 1. Buch Samuel heißt es: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an!“
Gott sieht uns so, wie wir sind. Gott versteht unsere Worte und Gesten. Selbst, wenn wir sie selbst mal nicht verstehen. Wir müssen nicht viele Sprachen sprechen, um die richtige zu treffen, die Gott versteht. Die Sprache, in der Gott uns versteht, die müssen wir nicht lernen. Die schenkt er uns. Es ist die Sprache, mit der wir aus tiefstem Herzen sprechen. Ohne uns zu verstellen. So wie ein jeder ist. Im Herzen. Dort, wo Gott ganz genau hinschaut und hinhört.
Seien Sie gesegnet und bleiben Sie gesund!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
„Wohl dem, dessen Volk Gott der HERR ist,
dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat!“
(Psalm 33,12)
Juden und Christen – das Verhältnis zwischen beiden Glaubensgemeinschaften hat schon viele Krisen durchgemacht. Ein Verhältnis, das leider oft geprägt ist von Verletzungen, gegenseitigen Ängsten und Vorwürfen. Der Absprechung von irgendwelchen Rechten oder eben einer Abgrenzung durch das Beharren auf einen alleinigen Rechtsanspruch. Alle Verletzungen gipfeln letztlich in dem, was in der Zeit des Nationalsozialismus geschehen ist. Das, was auch Christen zugelassen haben. Oder sich zumindest nicht dagegen eingesetzt haben – nicht in der Masse.
Es schmerzt, wenn Glaube, der eigentlich verbinden soll trennt. Es schmerzt, wenn man sich immer mehr entfremdet, weil man auf sein scheinbares Recht beharrt. Weil man denkt: Mein Weg des Glaubens ist der einzig richtige.
Für uns gehören in der Heiligen Schrift Altes und Neues Testament zusammen. Für die Juden spielt das Neue Testament keine Rolle. Unser Zentrum wird in Jesus Christus Mensch. Die Juden warten noch auf ihren Messias. Ja, das sind klare Unterschiede.
Und doch haben wir etwas Entscheidendes gemeinsam: Wir glauben an den einen Gott, an den Gott, der die Welt erschaffen hat. An den Gott, deren Geschöpfe wir sind. Wir glauben an den Gott, zu dem wir gehören, der die Macht über uns hat – und sanfter formuliert: der uns trägt, durch alle Zeiten hindurch. Der Gott, der uns als sein Volk, als seine Kinder erwählt hat. Der allmächtige Gott, dessen Macht unsere menschliche Vorstellungskraft in jeglicher Hinsicht übersteigt. Wir gehören zu der EINEN Familie Gottes – ganz egal, ob Juden oder Christen – wir sind (gläubiger) MENSCH.
Seien Sie gesegnet und Gott befohlen!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Wer kennt sie nicht diese Frage: „Wie soll ich das nur schaffen?“ Situationen, bei denen man gar nicht weiß, woher die Kraft kommen soll. Momente, in denen man im wahrsten Sinn des Wortes über sich hinauswachsen muss. Das ist schwer, das kostet Kraft und am Anfang steht oft auch das Risiko, den Mut zu verlieren und aufzugeben. Und auch „auf dem Weg“ kommt man immer wieder in Situationen, in denen man denkt: „Wie lange soll ich das noch aushalten? Wann bin ich da durch? Wann hab ich es geschafft?“ Es gibt Dinge, die passieren, die belasten. Dinge, die man nur schwer ertragen oder aushalten kann.
Und doch haben alle Situationen, die schwer sind, die einen überfordern, etwas gemeinsam. Man wächst daran. Wenn man durch ein Tal hindurch ist, hat man an Stärke gewonnen. Es gibt die Hoffnung, dass es irgendwo und irgendwann wieder bergauf geht. Wenn man „durchhält“, wächst man über sich hinaus. Und zwar meist in einem Ausmaß, was man sich selbst vorher niemals zugetraut hätte. Dann, wenn man Angst hat, dass die eigenen Kräfte nicht ausreichen.
Im Glauben an Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist, dürfen wir vertrauen darauf, dass wir von ihm Kraft bekommen, wenn unsere eigene Kraft am Ende ist. Wir müssen nicht alles allein schaffen. Gott schenkt uns die Kraft, die wir brauchen. Das hat schon Bonhoeffer so gespürt. Wir bekommen diese Kraft nicht im Voraus, sondern genau dann, wenn wir sie brauchen. Gott sorgt für uns. Er lässt uns nicht allein. Er ist mit uns nicht nur auf den Hügeln mit der schönen Aussicht, sondern begleitet uns auch durch die dunkeln, schwierigen Täler. Mit seiner Hilfe und im Vertrauen auf ihn, können wir über uns hinauswachsen.
Seien Sie gesegnet und Gott befohlen!
Es grüßt Sie
Pfarrerin Eva Mähnert
Kinder des Lichts – auf der Sonnenseite des Lebens?! Immer leuchtend? Immer gut drauf? Immer für einen Spaß zu haben? Immer ganz vorne?
Die Frucht des Lichts – Was ist das? Eine Zitrone, weil sie gelb ist? Oder vielleicht eine Orange? Oder vielleicht eine anders farbene Frucht? Es gibt ja durchaus auch bunte Lichter. Und dann: Macht es einen Unterschied, ob Sonnenlicht, Kerzenlicht oder künstliches LED-Licht? All diese Fragen sind sicher ganz nett und spaßig. Aber haben wohl mit geistlichen Gedanken wenig zu tun.
Jesus hat gesagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Bezogen auf unseren Glauben ist es nicht entscheidend, welche Farbe unser Licht hat oder wie es beschaffen ist. Wichtig ist, woher es kommt: Es kommt von Gott – direkt von Gott, unmittelbar: JESUS ist das LICHT der Welt. Wenn wir also „Kinder des Lichts“ sind, gehören wir zu ihm. Wir sind seine Kinder. Er schenkt uns die Voraussetzungen, dass wir in Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit leben können. Ob wir das tun oder nicht, das hängt auch ein Stück weit von jedem einzelnen ab. Deswegen steht dahinter eine Aufforderung: „Wandelt als Kinder des Lichts“. Also: Zeigt, dass ihr Kinder Gottes seid. Lebt so, dass man euren Glauben erkennt. Niemand muss sich für seinen oder ihren Glauben schämen oder den Glauben verstecken. Jeder hat das Recht, seinen Glauben frei zu leben und auszuüben.
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Eph 5,8b.9)
Seien Sie gesegnet und Gott befohlen!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Jeder und jede hat ihn – einen eigenen Vornamen. Bei manchen besteht er sogar aus mehreren. Ein Name, wenn man diesen nennt, fühlt der oder diejenige sich angesprochen. Wie wäre das wohl, hätten wir nur eine Nummer? Ist ein Name nicht viel persönlicher? Letztlich identifiziert man sich mit dem Namen, den sich die Eltern für einen ausgesucht haben. Oder man stellt sich dagegen und lässt sich anders rufen – mit einem Spitznamen zum Beispiel. Aber ganz egal, ob man einen Spitznamen hat oder mit seinem Namen ansprechen lässt. Es ist ein Ausdruck, der einen direkt anspricht.
Der 6. Sonntag nach Trinitatis steht unter dem Leitbild „Leben aus der Taufe“. Auch bei der Taufe spielen Namen eine wichtige Rolle. Zum einen wird man getauft auf den Namen des Dreieinigen Gottes (des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes) und zum anderen wird man ganz konkret mit dem eigenen Namen angesprochen. Dazu passend finden wir den Wochenspruch für die kommende Woche im Buch des Propheten Jesaja:
„So spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jes 43,1)
Gott spricht uns mit unserem Namen an. Er kennt nicht nur unseren Namen, er kennt auch uns. Er weiß, was wir brauchen. Er weiß, was er uns zutrauen und zumuten kann. Wir können auf ihn vertrauen und darauf, dass er uns auf dem Weg begleitet, den er uns gehen lässt. Dieses Versprechen, diese Einladung zu einem Leben mit Gott erhalten wir in der Taufe – dann, wenn uns Gott bei unserem Namen nennt.
Seien Sie gegrüßt und gesegnet!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Welchen Ansprüchen muss man genügen? Wer bewertet das eigene Tun? Reicht das, was wir können aus? Und wenn es doch einer besser macht? – Das sind Fragen und Gedanken, die typisch sind in unserer Leistungsgesellschaft. Es zählt meist nur der, der besser ist – manchmal auch einfach dreister oder vorlauter. Es geht um Macht, um Ansehen, um Einfluss. Man muss sich nur gut genug verkaufen, um das zu erreichen, was man als Ziel vor Augen hat. Oder man braucht eben das entsprechende Elternhaus, das einem die Türen öffnet.
Eine Welt, in der wir leider viel zu oft sind. Eine Welt, in der es in der Regel immer die gleichen sind, die gewinnen - und vor allem, immer die gleichen, die verlieren. Macht und Einfluss kann man kaufen, wenn man Geld hat. Auch innerhalb der Institution Kirche war man nie sicher vor solchen Verwicklungen und vor Vetternwirtschaft. Mit ehrlichem Glauben hat das dann leider gar nichts mehr zu tun. Was kann da noch retten?
„Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“ (Eph 2,8)
Es ist Luthers „sola fide“, was uns noch rettet: „allein durch Glaube“. Kein Geld, keine Verbindungen in einflussreichere Ränge, keine Kontakte, keine Macht, kein Einfluss. Im Glauben stehen wir alle auf der gleichen Stufe. Wir sind alle angewiesen auf die Gnade Gottes, darauf, dass Gott mehr als nur ein Auge zudrückt und uns mit Barmherzigkeit begegnet. Aller Einfluss auf Erden bringt uns im Himmel kein Stück weiter. Unsere Gunst gegenüber Gott ist nicht von unserer Stellung auf der Erde abhängig. Wir sind Gott ausgeliefert – aber unser Vater im Himmel ist nicht gnadenlos. Gott sei Dank!
Seien Sie gesegnet und Gott befohlen!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Barmherzigkeit – eine der großen Tugenden im christlichen Glauben. Es gibt unzählige Geschichten in der Bibel, in denen es darum geht. Einer der Menschen, die sich als barmherzig erweisen, ist Josef. Seine Geschichte finden wir im 1. Buch Mose, also ziemlich am Anfang der Bibel. Weil sein Vater ihn besonders liebhatte und bevorzugte, wurde er von seinen Brüdern umso schlechter behandelt. Das führte so weit, dass diese ihn verjagten und er sogar als Sklave verkauft wurde. Allerdings hatte Josef Glück und er kam in die Gunst des Pharaos, wodurch er viel Einfluss bekam. Zwischenzeitlich hatten auch seine Brüder von Josefs Aufstieg etwas mitbekommen und als ihr Vater starb, befürchteten sie, dass Josef sich für alles rächen würde, was sie ihm damals angetan hatten. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie umso erstaunter waren, als Josef ganz anders reagiert hat. Während sie erwarteten, dass er ihnen nun alles heimzahlen würde, entgegnete er ihnen, dass sie sich nicht vor ihm fürchten müssten. Josef reagierte nicht nachtragend. Im Gegenteil – er sichert seinen Brüdern sogar zu, für sie und ihre Familien zu sorgen.
Gelebte Barmherzigkeit – die Geschichte von Josef und seinen Brüdern ist dafür ein sehr eindrucksvolles Beispiel. Josef war seinen Brüdern gegenüber barmherzig. Und wenn man sich die ganze Geschichte durch den Kopf gehen lässt, dann wird schnell deutlich, dass er mit seiner Barmherzigkeit nicht nur ein Auge zugedrückt hat. Ich schätze, dass jede und jeder Situationen kennt, in denen die Frage nach Barmherzigkeit eine Rolle spielt. Und vor allem, Situationen, die man aus beiden Perspektiven kennt: aus der Perspektive derer, die barmherzig behandelt werden wollen und aus der Perspektive derjenigen, die entscheiden müssen, ob sie barmherzig handeln oder nicht.
Einfach mal ein Auge zudrücken – was so einfach klingt, ist in der Realität doch oft sehr schwer. Sind doch in vielen Fällen verletzte Gefühle, Kränkungen und Enttäuschungen mit im Spiel. Man wurde auf eine Art und Weise behandelt, wie man nicht behandelt werden will. Das schmerzt und macht ein Verzeihen schwer – und je nachdem, wer verletzt hat, noch schwerer. Und wo würde das hinführen, würde man immer verzeihen oder ein Auge zudrücken? Wo ist die Grenze dazwischen und dem, dass man sich von allem und jedem ausnutzen lässt? Ja, manchmal ist die sehr verschwommen. Und ehrlicherweise gibt es auch eine Menge Menschen, die das auszunutzen wissen.
Und doch – wir haben einen barmherzigen Gott. Ein Gott, der großmütiger ist, als alles, was wir kennen. Ein Gott, der immer bereit ist, ein Auge (oder auch mal beide) zuzudrücken, wenn klar ist: es gibt hier etwas zu verzeihen. Sicher – wir Menschen werden das nie so können. Da spielt auch die Angst ausgenutzt zu werden, eine große Rolle. Aber in vielen Situationen hilft es, auch mal ein Auge zuzudrücken. Nur so gelingt es, Böses mit Gutem zu überwinden und die Spirale nach unten zu unterbrechen.
Seien Sie gesegnet und bleiben Sie behütet!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
"Wenn Glaube bei uns einzieht, öffnet sich der Horizont. Wir fangen an zu leben, weil der Himmel bei uns wohnt."
Der Glaube – die erste der drei göttlichen Tugenden. Im Glauben ist viel möglich. Der Glaube kann Berge versetzen – so heißt es. Jesus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben! Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht mehr von Gott getrennt.“ Der Glaube schafft uns, jedem einzelnen, ein ganz eigene Verbindung zu Gott. Glauben, das heißt nicht wissen. Glauben ist vertrauen, aber auch zweifeln. Wir dürfen darum streiten und darin Ruhe finden. Kraft tanken. Wir dürfen uns gewiss sein, dass wir im Glauben, durch den Glauben, mit Gott verbunden sind. Dass der Glaube den eigenen Horizont weiten kann. Über irdische Vorstellungen hinaus. Bis in den Himmel. Glauben können wir fühlen. Glauben dürfen wir leben. Durch den Glauben schenkt Gott uns ein neues Leben.
„Wenn Liebe bei uns einzieht, öffnet sich der Horizont. Wir fangen an zu leben, weil der Himmel bei uns wohnt.“
Die Liebe – die zweite göttliche Tugend. Die Liebe eines Paares, die Liebe einer Freundschaft, die Liebe zu den Eltern und zu den Kindern. Die Liebe im Rest einer Familie. Die Liebe zu Gott. Alles ist Liebe und doch ist sie so unterschiedlich. Alles ist gut mit Liebe. Jesus sagt: „Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen.“ Geht das dann nicht doch zu weit? Ausgerechnet die lieben, von denen man eher keine Liebe erwarten kann? Gott liebt uns Menschen als seine Kinder. Alle, immer. Auch dann, wenn es ungemütlich wird. Dann, wenn es schwerfällt, auf unser menschliches Verhalten, mit Wohlwollen zu blicken. Einen Menschen zu lieben, von dem wir wissen, er liebt uns auch. Das ist nicht die größte Herausforderung. Dagegen aber die Liebe als eine Art Grundeinstellung zu betrachten, wie wir Menschen begegnen, gestaltet sich da schon schwieriger. Und zwar ganz egal, wie sie uns begegnen. Oder, wie wir fürchten, dass sie uns begegnen. Das braucht Mut, über den eigenen Schatten zu springen. Und trägt in sich auch manchmal ein Risiko. Aber es ist auch eine Chance. Es öffnet Türen. Es öffnet den Himmel. Und es macht Wege frei, von denen man nie gedacht hätte, dass man sie jemals gehen könnte.
„Wenn Hoffnung bei uns einzieht, öffnet sich der Horizont. Wir fangen an zu leben, weil der Himmel bei uns wohnt.“
Die Hoffnung – sie stirbt zuletzt so heißt es. Es bleibt immer ein Fünkchen Hoffnung. Eine kleine Chance, dass sich noch etwas verändert, dass ein Wunder geschieht. Alles ist möglich, für den, der noch Hoffnung hat. Schließlich kommt irgendwann nach Regen auch mal wieder Sonnenschein. Es kann ja nicht immer nur bergab gehen. Oder doch? Haben wir Hoffnung oder haben wir die Hoffnung verloren? Und wenn wir zweifeln – ist dann schon alle Hoffnung verloren? Ich finde nein. Zweifeln hilft nämlich manchmal, dass aus der Hoffnung kein blinder Optimismus wird. Und, auch wenn das vielleicht ein stückweit gegensätzlich wirkt, dass wir gerade dann nicht aufgeben und die Hoffnung nicht verlieren. Jesus sagt: „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.“ Die Botschaften Jesu gelten immer. Sie sind nicht beschränkt, nicht zeitlich und nicht räumlich. Wenn wir hoffen, in unserer Hoffnung auf Gott setzen, weiten sich die Grenzen. Leben verändert sich, es tun sich Möglichkeiten auf. Etwas verändert sich. Wir verändern uns.
Seien Sie gesegnet!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert
Seit langem gab es vermutlich keine gesellschaftliche Situation, in der die Versprechen, von denen wir in der Bibel lesen, so tragend waren, wie in dieser Pandemie. Es wird wohl kaum jemanden geben, den die Umstände dieser Pandemie nicht auf irgendeine Art belasten und einschränken. Selbst diejenigen, die im Verhältnis zu anderen vielleicht weniger einschneidend betroffen sind, werden mit einem Druck beladen, für den es schwer ist, einen Ausgleich zu finden. Seit Beginn der Pandemie fühlt es sich an, als gebe es einen Gewichtblock, der nicht nur jeden einzelnen persönlich, sondern auch uns als Gesellschaft und Gemeinschaft, zu zerdrücken droht. Ein Blick in die Nachrichten und auf die Gespräche, die man miteinander führt, zeigen, wie sehr uns diese Krise auch in unseren Gedanken im Griff hat. Es gibt kaum noch ein anderes Thema. Und wäre diese Situation nicht schon belastend genug, geht der normale Wahnsinn dennoch weiter. Und so auch ganz persönliche Schicksale, die nichts mit der Pandemie zu tun haben. Die aber in dieser Zeit zum einen den Rest noch schwieriger machen und zum anderen in vielen Fällen von außen weniger Beachtung finden. Sie gehen schlichtweg unter.
Der Wochenspruch für die kommende Woche steht im Matthäusevangelium:
„Jesus Christus spricht: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
(Mt 11,28)
Gerade in dieser Zeit, in der sogar die Hoffnung auf mehr Normalität mit Belastungen verbunden ist und viele persönliche Sorgen und Schicksale unterzugehen drohen, dürfen wir auf dieses Versprechen Jesu vertrauen. Jesus Christus ist nicht nur an unserer Seite, wenn es etwas zu feiern gibt. Er ist da, wenn wir jemanden brauchen, der uns auffängt. Er ist da, wenn das Leben in all seinen Facetten nur noch negativ erscheint. Wenn es eigentlich keinen Ausweg mehr zu geben scheint. Jesus ist da und er kann neue Kraft schenken – wie das kühle Wasser an einem heißen Sommertag. Und dieses Versprechen sagt uns noch etwas: jeder ist bei ihm willkommen, es braucht vorher keine besondere Qualifikation. Sondern vor allem das Bedürfnis. Wenn du beladen bist mit etwas, was du allein nicht tragen kannst, darfst du vertrauen: Jesus schenkt dir die Kraft, die du brauchst.
Seien Sie gesegnet und behütet!
Ihre Pfarrerin Eva Mähnert