Liebe Leserinnen und Leser!
Eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art. Eine U-Bahnstation mitten in Köln. Es ist der 24. Dezember, Heiliger Abend. Wie üblich wollen die Kölner Verkehrsbetriebe einen frühen Feierabend machen, weil alle nach Hause möchten, es ist Weihnachten. Das heißt aber, dass sämtliche U-Bahnstationen geschlossen werden müssen.
Hier sind einige Obdachlose, die sich weigern, den warmen Bereich zu verlassen. Draußen ist es eiskalt. Wo sollen sie hin? Der Sicherheitsdienst verständigt daraufhin die Polizei. Sie sollen die Leute vor die Tür setzen. Die ankommenden Polizisten verschaffen sich einen Überblick und sehen schnell, dass eine Zwangsräumung vielleicht legitim, aber angesichts der eisigen Kälte da draußen unmenschlich wäre. Erst recht an einem Heiligen Abend.
Der leitende Polizist versucht, von den Verantwortlichen eine Erlaubnis zu bekommen, alles so zu belassen, wie es ist. Zwecklos. Er muss räumen. Das will er nicht. Also entschließt er sich, die Entscheidung auf die eigene Kappe zu nehmen und sagt zum Sicherheitsdienst: "Ich verspreche ihnen, dass sie bei Betriebsbeginn morgen früh eine saubere U-Bahnstation vorfinden werden." Der Sicherheitsdienst lässt sich nach kurzem Zögern darauf ein.
Als der Polizist es den Obdachlosen sagt, ist Erleichterung zu spüren. Auch bei den umstehenden Menschen, die sich inzwischen aus Solidarität oder Neugier dazu gestellt haben. Für heute ist erst einmal eine Lösung gefunden. Was aber wird in den nächsten Tagen? Der Polizist versucht, mit jedem zu überlegen, wo er in den nächsten Tagen schlafen kann. Für fast alle ist bald eine Lösung gefunden. Nur zwei wissen nicht, wohin. Da löst sich ein Mann aus den Umstehenden und sagt: "Dann kommt ihr eben zu mit nach Hause."
Eine Weihnachtsgeschichte mit Herbergssuche der ganz besonderen Art. Ein Polizist, der seine menschliche Verantwortung wahrnimmt. Und ein Mann, der zwei Obdachlose bei sich aufnimmt. Von diesem Mann, er heißt Thomas, ist bekannt, dass er es in seinem Leben sehr schwer hatte: schwierige Kindheit, Arbeitslosigkeit und schwere Erkrankung. Aber er hat immer wieder Erfahrungen machen dürfen, in denen er sich an- und aufgenommen fühlte. Ich glaube, deswegen hatte er ein Herz für diese beiden Obdachlosen und nahm sie auf in seine kleine Wohnung; an einem kalten Heiligabend in Köln.
Ist das Ereignis von Bethlehem für uns heute nur mehr eine vergangene Erinnerung? Vielleicht nur Anlass für eine Feier in der Kirche? Oder soll von diesem Ereignis in Bethlehem eine Wirkung ausgehen? Die Bitte, dass sich die Menschwerdung Gottes in uns fortsetzt. Was das heißt?
Genau das, was sich an der U-Bahnstation abgespielt hat. Menschen, die einander an- und aufnehmen, die Zeit und Raum schenken. Ich wünsche uns offene Augen für solche Weihnachtsgeschichten. Damit Gottes Menschwerdung eben kein vergangenes Ereignis bleibt, sondern passiert: an U-Bahnstationen, in Neubaugebieten und vielleicht in unseren Familien.
Ich wünsche uns ein Weihnachtsfest, wo wir genau das erleben: Gott wird Mensch- in uns. Voller Licht, Wärme und Geborgenheit.
Dekan Matthias Schwarz
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
endlich ist er da: der lang ersehnte Herbst. Seit Beginn der Coronakrise steht er für alles, was nachgeholt werden soll. Wann immer ein Termin nicht stattfinden konnte, hieß es: das holen wir im Herbst nach, wenn sich die Lage beruhigt hat. Schon im Frühjahr habe ich mich gefragt, ob der Herbst lange genug ist, um wirklich alle Termine nachzuholen.
Nun ist er da, die Einschränkungen aber auch noch. Gerade für unsere Gottesdienste hat sich in den letzten Wochen wenig geändert. Noch immer unterliegen wir den Abstands- und Hygieneregeln und müssen die Personenzahl im Gottesdienst stark eingrenzen.
Umso schöner ist es, dass wir Ende August und Anfang September die Konfirmationen nachholen können. Eine Gruppe wird gemeinsam unter freiem Himmel in Becherbach auf dem Flugplatz konfirmiert. Die anderen haben individuelle Lösungen gefunden und werden einzeln im Garten zuhause oder in der Kirche konfirmiert. Ungewöhnliche Zeiten erfordern eben auch Kreativität und ungewöhnliche Maßnahmen. Ich bin dankbar und froh, dass die Jugendlichen gemeinsam mit Pfarrer Timo Schmidt und unserer Gemeindediakonin Kerstin Holzhauser eine Konfirmation in diesem Jahr noch möglich gemacht haben! Auch Taufen werden wieder zunehmend angefragt und im kleineren Rahmen gefeiert.
Trotzdem sind wir noch lange entfernt vom „Regelbetrieb“, sodass die Jugend– und Seniorenarbeit weiterhin nicht bzw. nur eingeschränkt möglich ist.
Suchet der Stadt Bestes und betet für sie zum HERRN;
denn wenn's ihr wohlgeht, so geht's euch auch wohl.
(Jer 29,7)
So heißt es im Monatsspruch Oktober. Für mich hat er dieses Jahr eine besondere Bedeutung. Denn es heißt doch: ich muss das Beste aus der Situation machen und Gott vertrauen. Wenn ich das schaffe, dann kann es auch mir gut gehen.
Und so versuchen wir als Kirchengemeinde, aber auch in der Gesellschaft das Beste aus der Krise zu machen. Wir freuen uns an allem, was geht und bewahren Ruhe und Durchhaltevermögen, bei allem, was wir noch nicht können und dürfen.
Endlich ist er also da: der lang ersehnte Herbst… Ob er aber mehr Lockerungen oder neue Einschränkungen mit sich bringt, werden wir abwarten müssen. In der Zwischenzeit können wir versuchen das Bestmögliche daraus zu machen und mit Gottvertrauen den Herbst zu genießen. Amen