Herzlich Willkommen auf der Seite der Kirchengemeinde Rothselberg mit den Orten Eßweiler und Kreimbach-Kaulbach.
Liebe Leserinnen und Leser,
der Weiher ist zugefroren. Eine Eisschicht deckt das Wasser zu. Der Himmel ist strahlend blau. Aber das lebendige Wasser ist erstarrt. Stille als Erstarrung? Ist das überhaupt Stille?
Jedenfalls könnte man das Leben derzeit so beschreiben. Das Leben in diesem Lockdown: Wie eine Eisschicht liegen die Einschränkungen über vielen Lebensbereichen und scheinen uns von der Bewegung zu trennen. Es ist eine Form der Stille und des Rückzugs, den ich nicht gewöhnt bin. Ich kann nicht einfach das machen, was ich machen will. Es strengt an, kostet Nerven.
Bin ich darin unfrei? Bin ich, sind wir getrennt von der Freude, die das Leben bereithalten könnte? Worin liegt die Freude? Welche Stille ist heilsam tut mir gut?
Joseph Beuys, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, verstand Kunst als einen spirituellen Prozess und wurde nicht müde darauf zu verweisen, dass es darum gehen muss, die Wunden zu sehen, an denen wir leiden, und die menschliche Seele aufzurichten. Es solle, so sagt er, überhaupt darum gehen, das Christentum wiederaufzurichten.
Jetzt aber mal konkret im Frühjahr 2021 nach einem Jahr Pandemie: Wie könnte ein solches Aufrichten des Glaubens und des Vertrauens aussehen?
Vielleicht so: Wenn die Einschränkungen wie eine Eisfläche über dem Leben liegen, dann kommt es darauf an, gerade diese Vereisung ernst zu nehmen – und neu zu sehen und auch zu entdecken, was Leben eigentlich ausmacht, was den Glauben eigentlich ausmacht.
Für mich ist es faszinierend zu sehen, wie viele Menschen an unterschiedlichsten Orten darüber nachdenken, wie wir gerade in dieser Zeit Orte des Glaubens anbieten und erleben – trotz oder vielleicht auch wegen der Einschränkungen. Vieles ist neu entstanden in dem vergangenen Jahr. Online-gottesdienste über Videokonferenzprogramme und eine Christmette aus verschiedenen Kirchengemeinden unseres Dekanats gab es genauso wie Veranstaltungen vor Ort. Und wer hätte zum Beispiel noch vor einem Jahr daran gedacht, Gottesdienste an Heilig Abend auf unseren Dorfplätzen zu feiern. Und viele Menschen machen sich Gedanken und setzen Ideen einfach um: So viel Phantasie und Kreativität erleben wir nur selten, wenn alles läuft wie es immer war. Ich finde, gerade die Einschränkung lenkt den Blick darauf, was uns wirklich wichtig ist. Und dabei wird deutlich, dass vielen der Glaube eine Kostbarkeit ist, für die sie etwas einsetzen und an der sie sich immer wieder freuen.
Auch in diesem Gemeindebrief werden sie Neues finden, weil wir auch weiterhin neue Wege gehen werden.
Vielleicht werden wir miteinander entdecken, dass auch in dieser so anderen, ja auch anstrengenden Zeit, Neues und Gutes entsteht das unsere Gemeinde verändert und bereichert. Und dass es aufbricht, so wie unter dem Eis und Schnee dieser Wintertage wieder neues Leben entsteht und es im Frühling zu blühen beginnt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Frühlingszeit.
Ihr Pfarrer Mathias Müller
PS:
Auch im Gemeindeleben müssen wir weiterhin „auf Sicht fahren“. Aktuelle Informationen entnehmen sie bitte dem Amtsblatt.
"Jesus antwortete: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien."
(Lk19,40)